4 Bücher

~ Rezension ~ "Solitaire" von Alice Oseman

Sonntag, Dezember 27, 2015


 "Solitaire" von Alice Oseman ~ dtv ~ 16,95 € ~ 368 Seiten
"Die sechzehnjährige Tori Spring hat das Gefühl, dass sie sich zwischen Weltschmerz, Erfolgsdruck, dem Zwang, ihre Zukunft planen, sich selbst finden und jetzt eigentlich die beste Zeit ihres Lebens haben zu MÜSSEN, verliert. Dass sie kurz davor ist, zu zerbrechen an der Gleichgültigkeit der Welt. Dass sich daran auch im neuen Jahr nichts ändern, dass wieder nichts passieren wird. Und dann passiert doch etwas: Tori trifft auf Michael Holden. Eigentlich verkörpert Michael mit seinem Enthusiasmus und der schwarzen Hipster-Brille all das, was Tori verachtet, und dennoch ist sie fasziniert von seiner überschäumenden Lebensfreude und seiner Neugier auf die Welt. Und es gibt Solitaire, eine anonyme Schülergruppe, die seit Kurzem Toris Schule in Atem hält. Anders als alle anderen fragt Tori sich, was und wer wirklich hinter Solitaire steckt."
(Klappentext von dtv)

Immer wieder lief mir in der letzten Zeit gerade ein Jugendbuch über den Weg: "Solitaire" von Alice Oseman. Ich las überaus positive Rezensionen, der Klappentext klang nach meinem Geschmack und das Cover gefiel mir gut - so war es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Buch endlich in mein Bücherregal wandern durfte. Aber trotz all der guten Rezensionen und des interessanten Klappentextes, wusste ich, bis ich Alice Osemans Roman aufschlug, nicht, was mich erwarten würde und hatte keine besonders hohen Erwartungen. Ich war einfach nur neugierig und Alice Oseman hat mich doch ein wenig überrascht.


"Ich heiße Victoria Spring. Vielleicht sollte ich gleich dazusagen, dass ich mir ständig über alle möglichen Sachen den Kopf zerbreche und mir Dinge vorstelle, die mich traurig machen. Ich schlafe gern und ich blogge gern. Und eines Tages werde ich sterben." (S. 12)
Tori Spring lebt als pessimistischer Teenager ihr Leben vor sich hin - bis sie einem Post-It an ihrer Spindtür folgt, auf den lebenslustigen Michael Holden trifft und herauszufinden versucht, wer hinter der mysteriösen Gruppe Solitaire steckt.
Die Hauptidee und Rahmenhandlung in Alice Osemans Roman ist die Suche nach Solitaire, die Streiche, die Solitaire in der Schule veranstaltet und der Versuch, diese Schülergruppe zu stoppen.
Doch diese eigentliche Rahmenhandlung macht nur einen kleinen Teil des Romans aus, sie ist der rote Faden, an den sich die Geschichte klammert, doch die eigentliche Spannung wird durch die Nebenhandlungen erzeugt.
Die Geschichte um Solitaire, muss ich sagen, hat mich doch eher enttäuscht als begeistert. Sie verläuft sich sehr schnell ins Unlogische und wird vor allem gegen Ende wirklich abgedreht und unglaubwürdig.

Aber das bedeutet nicht, dass der ganze Roman unlogisch wäre und mich enttäuscht hat. Ganz im Gegenteil, die Nebenhandlungen - die kleine Liebesgeschichte zwischen Tori und Michael Holden, Freundschaft oder "Nicht-Freundschaft", die Geschichte um Toris Bruder Charlie, ... - sind dafür umso realistischer, lebensnaher und spannender gestaltet.
Alice Oseman hat die Handlung direkt aus dem Leben gegriffen, sie beleuchtet die Probleme des Erwachsenwerdens, nicht nur die Probleme der Protagonistin, sondern auch der Nebencharaktere und stellt sie authentisch dar. Es werden nicht wie von Zauberhand irgendwelche Konflikte gelöst, es gibt keine flache Liebesgeschichte. Stattdessen verläuft die Handlung langsamer, einige Fragen bleiben bis zum Ende hin offen - denn im Leben geschieht auch nicht alles Knall auf Fall und nicht alle Probleme können sofort gelöst werden.


"Es gibt Tage, an denen ich mich gern mit Dingen beschäftige, die anderen Leuten egal sind. Das gibt mir das Gefühl, etwas Bedeutsames zu tun, vor allem deswegen, weil es sonst niemand tut." (S. 15)
Ganz besonders gefallen mir in "Solitaire" die wunderbar menschlichen Charaktere. Jede von Alice Oseman gestaltete Figur hat ihren eigenen Charakter, sie widersprechen Stereotypen, sind nicht perfekt oder durchsichtig. Sie sind menschlich und authentisch und zeigen sich auch mal hinter ihrer Fassade.
So zeigt sich in der pessimistischen, zynischen Tori doch ein lustiges Mädchen und in dem lebensfrohen Michael ein von Selbstzweifeln geplagter Junge.
Alice Osemans Charaktere bleiben nicht die ganze Handlung auf der Stelle stehen, sie verändern und entwickeln sich, so wie es auch bei jedem Menschen normal ist. Sie machen Fehler und lernen daraus - oder lernen nicht daraus, wie es manchmal auch im echten Leben ist.


"Das Netz ist der einzige Ort, wo ich Leute finde, die irgendwie wie ich sind. Hier redet man so über sich, wie man es im echten Leben niemals tun würde. Ich glaube, wenn ich den Blog löschen würde, wäre ich völlig allein." (S. 36)
 Alice Osemans Schreibstil ist jugendlich und leicht verständlich. Die Autorin hat kein literarisches Meisterwerk erschaffen, doch ihr Roman ist auch in der Sprache lebensnah. Ein bisschen ironisch, ein bisschen zynisch, etwas umgangssprachlich - so wie es zur Protagonistin Tori passt.
"Solitaire" lässt sich angenehm und flüssig lesen und ist damit sehr gut für Zwischendurch geeignet.

Fazit


"Solitaire" hat ein paar Schwächen in der Handlung, überzeugt aber mit authentischen Charakteren, lebensnahen Nebenhandlungen und einem frischen Schreibstil. Klare Empfehlung für alle, die zwischendurch einen Roman direkt aus dem Leben gegriffen lesen wollen.


 Vier Bücher würde ich dafür liegen lassen!

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2 Kommentare

  1. Es hat mich sehr gefreut, deine Meinung zu "Solitare" zu lesen.
    Gerade was dir nicht so sehr gefiel, hatte ich als Bedenken, um den Jugendroman zu lesen. Denn auf den ersten Blick wirkt es doch ein bisschen wie ein typischer Teenie-Roman. Doch umso mehr freut es mich, dass dich die Nebenhandlungen so begeistern konnten und vielleicht sollte ich das Buch dann wirklich noch lesen. Eine tolle Rezension.

    Liebste Grüße,
    Franzi

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    1. Vielen Dank, liebe Franzi <3
      Das Buch sticht insgesamt nun mal nicht aus der Masse heraus, ich denke aber, dass es dir ganz gut gefallen könnte (bzw. dass deine Meinung ähnlich wäre wie meine ;)) :)

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